In diesem neuen Format besucht MIT Stadtverbandsvorsitzender Tim Altepost – selbstverständlich unter Wahrung von ausreichend Abstand und Einhaltung entsprechender Hygienemaßnahmen – Mittelständler, Einzelhändler, Freiberufler, Unternehmen vor Ort und kommt mit ihnen ins Gespräch zur aktuellen Corona-Krise.
Diesmal besucht MIT-Vorsitzender Tim Altepost Diethard und Sonja Pankatz, Eigentümer der Fachgeschäfte Otremba Sehen und Hören.
Tim Altepost: Ihr hattet / habt auch während des „Lockdowns“ geöffnet, welche persönlichen Eindrücke habt ihr gewonnen?
Diethard und Sonja Pankatz: Da wir als Augenoptiker und Hörakustiker zu den systemrelevanten Berufen gehören, konnten wir unsere Fachgeschäfte auch während des Lockdowns weiter öffnen. Gut Sehen und Hören können ist eben wichtig. Man muss allerdings sagen, dass nur wenige Kunden überhaupt wussten, dass wir geöffnet hatten. Jetzt, wo wieder Leben in die Stadt kommt, merken wir, dass auch die Kunden wieder vermehrt kommen. Es ist allerdings nicht so wie vor Corona, das wird sicherlich noch etwas dauern. Wir freuen uns aber jetzt schon auf die Zeit, wenn wir wieder so richtig durchstarten können, denn wir lieben unseren Beruf und den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden.
Tim Altepost: Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation gerade in Bezug auf Kunden vor Ort, aber auch auf das normale Tagesgeschäft?
Diethard und Sonja Pankatz: Viele Kunden sind verängstigt aufgrund der aktuellen Situation. Wir sagen aber: Gerade jetzt kann man sicher einkaufen, denn in allen Geschäften werden hohe Hygienemaßnahmen eingehalten, alle tragen Masken und auch die Abstandsregeln werden berücksichtigt.
Tim Altepost: Hat sich der Fokus der Betreuung geändert? Gibt es neue Konzepte?
Diethard und Sonja Pankatz: In unseren Fachgeschäften halten wir die ausführliche persönliche Beratung schon immer für das Wichtigste. Daran kann auch Corona nichts ändern. Die Kunden, die in dieser Zeit zu uns kommen, sehnen sich genau wie wir jetzt nach einem guten persönlichen Gespräch, denn alle haben viel erlebt in der letzten Zeit. Da ist es doch ganz normal, dass man auch außerhalb des Fachgesprächs über die Brille oder das Hörgerät hinaus sich ausgiebig unterhält. Ob Online-Portale häufiger genutzt werden, können wir nicht sagen, aber wir versuchen gerade ein Konzept zu erarbeiten, das Online-Angebote mit dem Offline-Handel verbindet, z. B. über ein facebook-Angebot für Antibeschlag-Tücher für Brillen, die z. Zt. aufgrund der Maskenpflicht von vielen nachgefragt werden.
Tim Altepost: Welche Herausforderungen seht ihr für die Augenoptik- und Hörakustik-Branche?
Diethard und Sonja Pankatz: Eine Herausforderung besteht sicherlich darin, funktionierende Innenstädte zu erhalten, damit der lokale Einzelhandel sich dort wohlfühlt und nicht abwandert oder aufgeben muss. Die Stadt muss einen guten Mix aus Einzelhändlern, Ketten und Gastronomie anbieten, damit sie für Besucher attraktiv ist und die Verweildauer steigt. Ich glaube, dass z. Zt. gerade die kleineren Orte gefragt sind, da Viele die großen Städte mit ihren Menschenmassen meiden.
Eine weitere Herausforderung ist natürlich der Online-Handel. Es hat sich aber gezeigt, dass auch die großen Online-Brillenhändler mittlerweile eigene Läden eröffnen, weil sie sehen, dass es Probleme mit dem reinen Online-Verkauf gibt. Für uns ist es wichtig, wie oben schon erwähnt, beides zu verbinden, d.h. dem Konsumenten online Appetit für Dinge zu machen, die er dann bei uns im Fachgeschäft erwerben kann, z. B. für neue Trends bei Brillen. Oder zu werben für Events, wo wir Neuheiten vorstellen. Auch beim Service kann man online Zusatzangebote machen. Moderne Hörgeräte sind z. B. heute übers Handy steuerbar. Wenn jemand zur Zeit nicht ins Geschäft kommen möchte, ist es z. B. möglich, sich per Videochat beim Hörgeräteträger aufzuschalten und zu fragen, wie man helfen kann. Auch Änderungen der Einstellungen der Hörgeräte aus der Ferne sind heute möglich. Bei uns nennt sich das Telecare.
Tim Altepost: Wie sieht Eure Perspektive / Ausblick aus?
Diethard und Sonja Pankatz: Zurzeit sind viele Leute sehr verängstigt durch die tägliche Berichterstattung in den Medien. Man sieht allerdings, dass in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern jetzt Ausgangsbeschränkungen gelockert oder ganz aufgehoben werden und das normale Leben wieder beginnt. Wenn erst wieder mehr Leben in die Städte kommt durch die Öffnungen von Restaurants und Cafés wird es für die Geschäfte auch wieder besser werden. Wir müssen eben abwarten.
Tim Altepost: Welche Wünsche und Anforderungen gibt es an die Politik?
Diethard und Sonja Pankatz: Um die Wirtschaft nicht weiter zu schädigen, sollte es weitere Lockerungen geben. Wichtig ist, dass jeder, der vernünftige Konzepte für seinen Bereich vorschlägt auch gehört wird und das umsetzen darf. Das gilt für Betriebe, das gilt für Geschäfte, das gilt auch für die Gastronomie. Zum Beispiel sollte es möglich sein, die Außengastronomie zu öffnen. Vorstellbar wäre auch, die Öffnungen von konkreten Zahlen abhängig zu machen, z. B. den Neuinfizierten pro Woche o.ä. Das passiert ja jetzt schon in einigen Teilen Ostdeutschlands, wo die Infektionszahlen sowieso niedriger waren.