MIT vor Ort – zu Gast bei der VerbundSparkasse Emsdetten·Ochtrup

In diesem neuen Format besucht MIT Stadtverbandsvorsitzender Tim Altepost – selbstverständlich unter Wahrung von ausreichend Abstand und Einhaltung entsprechender Hygienemaßnahmen – Mittelständler, Einzelhändler, Freiberufler, Unternehmen vor Ort und kommt mit ihnen ins Gespräch zur aktuellen Corona-Krise.

MIT-Vorsitzender Tim Altepost war bei der VerbundSparkasse Emsdetten·Ochtrup zu Gast und sprach mit Vorstandsmitglied Peter Hensmann, im Vorstand für den Firmenkunden-Bereich zuständig, über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die heimische Wirtschaft.

Tim Altepost:
Die Funktion der lokalen Finanzinstitute spielt eine elementare Rolle in der Wirtschaft und die VerbundSparkasse ist für viele Emsdettener Unternehmen die erste Anlaufstelle. Welchen Einfluss nimmt die Corona Krise auf das Tagesgeschäft?

Peter Hensmann:
Der Einfluss ist erheblich. Zum einen ändert sich die Bedeutung der Vertriebswege aufgrund der Infektionsgefahren. Persönlicher Kontakt findet nur noch in Ausnahmefällen statt. Der Austausch erfolgt vorwiegend telefonisch/digital/online. Da ist es gut, dass unsere Kunden ihre Berater in der Regel gut kennen, aber auch, dass wir mit der Einführung des FirmenkundenZentrums zum Jahresanfang die technischen Voraussetzungen hierfür geschaffen haben.
Dann wirkt sich die Krise auch inhaltlich aus. Viele Kunden erleben Absatzverluste und Kontaktbeschränkungen, die in der Summe zu einer Ergebnis- und Liquiditätskrise führen
können. Hier ist die enge Begleitung durch die örtliche Sparkasse ganz wichtig.

Tim Altepost: Das ist ein interessanter Punkt. Wie unterstützt ihr im Moment die lokale Wirtschaft, auch
gerade in Bezug auf die Stabilisierung der Unternehmensliquidität?

Peter Hensmann: Wir unterstützen die Wirtschaft im Augenblick sehr massiv. Anträge auf Tilgungsaussetzungen
wurden bereits in großem Umfang bewilligt und umgesetzt. Wir geben neue Darlehen und
beschaffen somit weitere Liquidität. Und zuletzt stehen wir auch zu unseren Zusagen und
halten die Kreditlinien auch bei verschlechterten Rahmenbedingungen weiter aufrecht.

Tim Altepost: Wie ist die Zusammenarbeit mit öffentlichen Förderinstituten wie KfW und NRW.BANK? Welche Risiken respektive Regularien (z.B. hohe Anforderung an Liquiditätsplanung für kleine Unternehmen) siehst du hier für euch aber auch den
Mittelstand?

Peter Hensmann: Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Hier sind wir auch über Jahre eingespielt. Die neuen Förderdarlehen können technisch mit den bestehenden und erprobten Systemen beantragt
werden. Durch Institutsbetreuer der Förderbanken gibt es auch einen guten persönlichen Kontakt. Gleichwohl gibt es viele offene Fragen. So wurden die Programmbedingungen krisenbedingt
sehr schnell entwickelt. Das führte dazu, dass Detail erst peu à peu beschlossen und kommuniziert werden konnten. Das ist für besonders betroffene Unternehmen, die auf schnelle Hilfe warten, manchmal schwierig.
Dann möchte ich zu den Auflagen zu sprechen kommen. Ein Kern des Kreditgeschäfts ist die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung des Kredites durch den Kreditgeber, hier der Sparkassen und Banken. In diesem Zusammenhang fordern die Förderinstitute als Hauptrisikoträger Bestätigungen über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vor der Corona-Krise. Gleichwohl handelt es sich hierbei nur um Verschriftlichungen von Überlegungen, die jeder Kaufmann ohnehin durchführen muss. Das sollte kein Unternehmer als Belastung empfinden.

Tim Altepost: Welche Herausforderungen siehst du für die Finanzinstitute, vielleicht auch erst nachgelagert (Konjunkturzyklus)?

Peter Hensmann: Die Herausforderungen unserer Kunden sind stets auch unsere eigenen Herausforderungen.
Wir müssen uns also mit einer Abwärtsbewegung der Konjunktur und den damit verbundenen Begleiterscheinungen auseinandersetzen. Machen wir uns nichts vor, die Zahl der Insolvenzen und der arbeitslosen Menschen wird steigen. Damit einher geht eine Gefährdung der Rückzahlung von ausgegebenen Darlehen. Im Interesse der Sparer, die uns ihre Einlagen anvertrauen, müssen wir diese Risiken identifizieren.
Diese Risiken werden auf uns zukommen, nicht jetzt sofort und alle auf einmal, aber wir werden in den nächsten 12 – 18 Monaten eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehen.

Tim Altepost: Wie sieht deine Perspektive / Ausblick aus?

Peter Hensmann: Wirtschaftlich betrachtet steuern wir auf wirklich schwere Zeiten zu. Das sollte man nicht
beschönigen. Gleichwohl haben die letzten Wochen gezeigt, wie gut unsere Gesellschaft
zusammenhält, wenn es darauf ankommt. Das bewerte ich sehr positiv uns verleiht mir die
Zuversicht, dass wir gemeinsam zurückkommen werden.
Zudem gehen nach gut zehn Jahren guter wirtschaftlicher Entwicklung sowohl die Wirtschaft,
die Menschen und auch die Kreditinstitute mit stabilen Voraussetzungen in diese
Krisensituation. Die Voraussetzungen, die Krise zu bewältigen schätze ich daher als gut ein.

Tim Altepost: Welche Wünsche und Anforderungen gibt es an die Politik?

Peter Hensmann:
Die Politik war in der Stunde der Not gefordert, harte Entscheidungen zu treffen, um unsere Gesundheit zu schützen. Nun wünsche ich mir von der Politik den Mut, sofern die Ausbreitung der Viren dies zulässt, wieder loszulassen. Denn den zuvor erlebten Wohlstand können nur die unterschiedlichen Marktteilnehmer durch eigene Entscheidungen wieder herbeiführen.

Tim Altepost: Herzlichen Dank für das Gespräch.