
„Die Beachtung der Regeln wird ab Montag noch wichtiger“
Bürgermeister Georg Moenikes beantwortet Fragen der Bürgerinnen und Bürger zu Corona
Die CDU Emsdetten hat die Bürgerinnen und Bürger in der vergangenen Woche aufgefordert, Bürgermeister Georg Moenikes ihre persönlichen Fragen zur Corona-Epidemie im Hinblick auf die aktuelle Situation und die weiteren Entwicklungen in Emsdetten zu stellen. Hiervon wurde ausgiebig Gebrauch gemacht, CDU-Vorsitzender Hanno Moers: „Wir waren von der Resonanz ehrlich gesagt überrascht und überwältig, daher konnten wir leider nicht jede einzelne Frage im Detail beantworten, sofern einzelne Aspekte fehlen, bitten wir Sie, uns über die bekannten Kanäle zu kontaktieren. Außerdem versuchen wir kurzfristig einen Fragen-Antwort Katalog auf unsere Homepage zu stellen.“
Aktuelle Situation in Emdetten
Nach seiner Einschätzung der aktuellen Lage befragt, zeigt sich der Bürgermeister zufrieden, „dass es auch in unserer Stadt bislang gelungen ist, das exponentielle Wachstum von infizierten Menschen und damit die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Zeitweise hatten wir die höchsten Zahlen von Infizierten und Sterbefällen im Kreis Steinfurt. Zurzeit liegt die Verdoppelungszahl in Emsdetten jedoch unter dem Durchschnitt.“
Bei der Frage nach dem Grund für die vielen Infizierten ist auch der Bürgermeister auf Vermutungen angewiesen. „Zu Beginn der Pandemie war eine Vielzahl von Urlaubern aus Skigebieten, vor allem aus Ischgl, zurückgekommen. Sie hatten sich dort infiziert und steckten zu Hause viele Kontaktpersonen an.“ Ein weitere Ursache könne die Verbreitung des Virus im St. Josef-Stift sein. Hier habe ein aus dem Krankenhaus zurückgekehrter Bewohner die Infektion ins Haus getragen. Da sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich viele weitere Bewohner des Altenheims infizierten.
Moenikes begrüßt daher die später vom Gesundheitsministerium des Landes verordnete Bestimmung, dass in Altenhilfeeinrichtungen aufzunehmende Personen zunächst in eine 14-tägige Quarantäne kommen. Weitere Fälle, in denen das Virus von außen in die Einrichtung getragen wurde, seien seitdem nicht mehr aufgetreten.
Auf das Funktionieren des „Social Distancing“ angesprochen, findet der Bürgermeister, das Abstandhalten funktioniere im Großen und Ganzen von einzelnen Ausnahmen abgesehen recht gut. „Wir müssen mit unseren Kontrollen aber weiterhin dafür sorgen, dass die Regeln beachtet werden. Ab Montag, dem Start der Lockerung, wird das noch wichtiger.“
Ein Leser hat beobachtet, dass seine Nachbarn wiederholt Bekannte zu sich nach Hause eingeladen hätten. Moenikes sieht hier eine Grenze des Einflusses der Stadt: „Im öffentlichen Raum ist jede Ansammlung von mehr als zwei Personen verboten, im privaten Bereich können wir alle dagegen nur an die Vernunft der Menschen appellieren.“
Kinder, Jugend, Schule
Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine Öffnung der Kitas oder eine Ausweitung der Notbetreuung über „systemrelevante Berufe“ hinaus. Sie beklagen, dass Homeoffice mit Kindern zu Hause nur schwer zu vereinbaren sei. Moenikes: „Es ist noch nicht absehbar, wann die Kindertagesstätten wieder öffnen können. Die neue Corona-Schutzverordnung gilt zunächst vom 20. April bis 3. Mai. Bis dahin bleiben die Tagesstätten geschlossen. Aber das Land hat den Kreis der Personen, die eine Notbetreuung in Anspruch nehmen können, ab heute erweitert. Beim städtischen Jugendamt und über betreuung@emsdetten.de gibt es dazu Infos.“
Zu den Themen, die Eltern in Emsdetten bewegen, zählt auch die Unterstützung der Schulen mit digitalen Lerninhalten. Hier sieht der Bürgermeister in Emsdetten schon große Fortschritte, alle weiterführenden Schulen seien voll digitalisiert. „Ich habe aber keine Erkenntnis, ob und in welchem Umfang die Schulen davon Gebrauch machen. Das ist eine innerschulische Angelegenheit, in die der Schulträger, die Stadt Emsdetten, nicht eingebunden ist. In den Grundschulen sind wir dabei, die Digitalisierung zu vollenden. Wer im Internet nicht genug Material findet, um seine Kinder im Grundschulalter sinnvoll zu betreuen, den verweist Moenikes auf die städtische Bibliothek, die am heutigen Montag ihren Ausleihbetrieb wieder aufnimmt und vielfältige digitale Angebote macht.
Eine Emsdettener Familie möchte ihre Kinder auch nach der Wiedereröffnung der Schulen weiterhin zu Haus unterrichten, um die Kontakte zu anderen Schülerinnen und Schülern zu reduzieren. Diesem Wunsch kann der Bürgermeister jedoch nicht nachkommen. Für die Abschussklassen bestehe ab kommenden Donnerstag Schulpflicht. Das gelte auch für die anderen Klassen, sollte nach dem 3. Mai der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Eine Beschulung in den eigenen vier Wänden sei dann ausgeschlossen, zu Haus bleiben dürfe nur, wer krank ist.
Die stark differenzierten Regelungen zur Öffnung der Schulen hält der Bürgermeister teilweise für unübersichtlich. „Ich hätte mir für alle Klassen klare Regelungen und einen entsprechenden Vorlauf gewünscht, damit sich die Schulleitungen und die Stadt als Schulträger darauf einstellen können. Ebenfalls keine kurzfristige Lösung hat Moenikes für eine weitere Familie, deren zwei Kinder unter fünf Jahren mit nur einem kleinen Balkon auskommen müssen und fragt, wann die Spielplätze wieder geöffnet sind. Denn diese bleiben nach der aktuellen Verordnung bis zum 3. Mai weiterhin gesperrt.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Viele Leserinnen und Leser treibt die Sorge um die heimische Wirtschaft um und fragt nach Unterstützungsmöglichkeiten durch die Stadt, auch für Handel, Gastronomie und Hotellerie. „Ebenso wie Bund und Land stellen wir auch als Kommune viele Hilfsangebote zur Verfügung. Wir räumen die Möglichkeit ein, Steuerzahlungen auszusetzen oder zinslos zu stunden. Wir verzichten auch auf Sondernutzungsgebühren für öffentlichen Straßen, Wege und Plätze, wenn ein Unternehmen diese derzeit nicht in Anspruch nimmt.
„Im Service Center Wirtschaft haben wir ein umfangreiches Beratungsangebot aufgestellt und kommunizieren das auch auf der Stadtportal-Seite im Internet. Die Stadt rief einen Liefer- und Abholservice der Geschäfte ins Leben, und unser Personal des Service Center Innenstadt ist ständig unterwegs, um Einzelhändler und Gastronomen zu beraten.“
Eine Emsdettenerin muss ebenso wie ihr Mann kurzarbeiten und fragt nach Möglichkeiten, etwas dazu zu verdienen. Moenikes: „Hier kann die Agentur für Arbeit am besten Auskunft geben, aber auch unser Service Center Wirtschaft steht mit Rat und Tat zur Verfügung.
Zukunftsaussichten
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger wollten wissen, wie es weitergeht und wann einzelne oder alle Beschränkungen zurückgenommen werden. Allzu große Hoffnungen muss der Bürgermeister dämpfen. „Ab kommenden Montag sieht die Corona-Schutzverordnung Lockerungen vor. Hier gilt es, die neuen Spielräume vorsichtig zu nutzen und auszuprobieren, damit es nicht zu einem Rückfall bei der Zahl der Infizierten kommt. Das wäre fatal, weil die dann zu ergreifenden Maßnahmen noch einschneidender sein müssten. Und ab 3. Mai, dem Auslaufen der derzeitigen Rechtsverordnung, werden wir dann sehen, welche weiteren Schritte zur Lockerung eingeleitet werden können.
Das Tragen von Schutzmasken hält Moenikes für sinnvoll, um andere zu schützen. Er appelliert deshalb, diese im Einzelhandel, auf dem Wochenmarkt oder in Bussen und Bahnen zu tragen.
Ein Leser vermisste Aussagen der Bundeskanzlerin zu bereits gebuchten Urlaubsreisen außerhalb von Deutschland im Juli und August. Der Bürgermeister rät von Planungen von Reisen ins Ausland ab: „In Deutschland lässt sich auch gut Urlaub machen und ich hoffe, dass dafür im Sommer die Möglichkeit besteht.“
Den Wunsch, die Kirchen wieder zu öffnen, kann Moenikes zwar nicht erfüllen, aber: „Wenn die erste Lockerungsphase bis zum 3. Mai gut ausgeht, besteht bestimmt auch die Möglichkeit, wieder Gottesdienste zu feiern.“ Schlecht kann er sich dagegen vorstellen, im Jahr 2020 Schützenfeste durchzuführen. „Diese leben von einem engen freundschaftlichen Zusammensein der Schützenbrüder und -schwestern. Damit sind leider hohe Infektionsrisiken verbunden, insoweit muss man vernünftig sein. Auch mir als Schützenbruder tut das weh, aber Vernunft hat hier Vorrang.“
Die Frage nach positiven Zeichen für die Zukunft nahmen Moenikes und Moers gerne auf und bedankten sich bei der emsdettener Bevölkerung für die gelebte Solidarität, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme. „Auf dieser Basis werden wir auch die nächsten Etappen gemeinsam erfolgreich bestehen und irgendwann mehr und mehr Schritte zurück in die Normalität gehen können, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist.“